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Das ich der Artillerie als auch dem „Braille Scale“ verbunden bin, dürfte mittlerweile nichts neues sein. Somit ist es veständlich, das ich mich über den neuen Bausatz der M109 G im Maßstab 1:72 von Revell gefreut habe. Mal schauen, ob der Bausatz aus neuen Formen meine Erwartungen erfüllen kann.

Das Original

Die durch die Amerikaner im Koreakrieg entstandene Anforderung an eine leichte Panzerhaubitze führte maßgeblich zur Entwicklung der M109. 1959 entstand der erste Prototyp und 1962 begann die Serienfertigung. Die noch junge Bundeswehr beschaffte bereits ab 1964 die amerikanische Panzerhaubitze 155mm vom Typ M109. Die weitgehend aus Leichtmetall gefertigte und vom M113 abgeleitete Panzerhaubitze entsprach zu dieser Zeit weitgehend den amerikanischen Rüstständen M109 A1 und M109 A2.
In der Bundeswehr wurde die M109 dann an die deutschen Spezifikationen angepasst. Wesentliche Änderungen wurden an der Waffenanlage durch Einbau einer neuen Mündungsbremse mit längerem Rohr sowie eines Flachkeilverschlusses ausgeführt. Auch Ziel-, Richt- und Selbstschutzsystem wurden angepasst, was letztlich zur M109 G führte.
Mit ihrem drehstabgefederten Laufwerk und dem vorn rechts sitzenden Diesel-Motor hat die M109 G ein Gefechtsgewicht von ca. 24,4 Tonnen. Die 155mm Waffenanlage erlaubt den Verschuss von Spreng-, Leucht-, Brand- und Nebelgeschossen mit einer Maximalreichweite von 18 km. Als Sekundärbewaffnung kommt ein 7,62mm MG3 zum Einsatz. Die Besatzung besteht aus sechs Soldaten.
Die M109 G stellte bis Ende der neunziger Jahre die Standardwaffe der Panzerartillerieverbände des Heeres dar. Jedes Panzerartilleriebataillon verfügte über 18 Fahrzeuge.
Das Geschütz bewährte sich so gut, dass es nach mehreren Kampfwertsteigerungen sowie etlichen Modifikationen als M109 A3 G A2, erst nach mehreren Transformationsprozessen und durch die Panzerhaubitze 2000 in der Bundeswehr abgelöst wurde.

Der Bausatz in der Übersicht

Der Bausatz der M109 G im Maßstab 1:72 mit der Artikelnummer 03305 kommt in der revell-typischen Faltschachtel im aktuellen und ansprechenden Design daher. Auffällig ist hier bereits die pralle Füllung der Schachtel. In der Schachtel befinden sich 3 Plastikbeutel mit Bauteilen aus hellgrauem Polystyrol sowie ein Decalbogen und die Bauanleitung. Klarsichtteile oder Fotoätzteile sind keine enthalten.

Auf dem Karton die Level-Angabe von Revell – hier Level 5. Mit diesem Level kennzeichnet Revell den Schwierigkeitsgrad des Bausatzes. Hier die Level in der Übersicht:

Die Bauanleitung

Die im DIN-A4-Format und farbige Bauanleitung im aktuellen 3D-Design kommt mit 16 Seiten daher. Darin enthalten 2 Seiten mit Bemal- und Markierungshinweisen. Beginnend mit allgemeinen Hinweisen, der Übersicht über die benötigen Farben von Revell und der Bauteil- und Gussast-Übersicht führt die Anleitung in 44 Baustufen zum Ziel. Insgesamt ist diese übersichtlich und verständlich. Genaues Hinsehen ist dennoch teilweise erforderlich.

Decals

Die in Italien im Siebdruckverfahren gedruckten Decals sind sauber gedruckt. Die Farben sind kräftig und ein Druckversatz ist nicht zu erkennen. Mit den Decals erhält man Markierungen für die Erstellung der folgende Varianten:

– Artillerieschule, Idar-Oberstein, 1968
– 2./ Panzerartilleriebataillon 35, Dedelsdorf, 1970
– 2./ Panzerartilleriebataillon 315, Wildeshausen, 1982
– 3./ Panzerartilleriebataillon 135, Wetzlar, 1985

Die Bauteile

Insgesamt 172 Bauteile aus hellgrauem Polystyrol, verteilt auf 11 Spritzlinge, enthält der Bausatz der M109 G. Nicht schlecht für einen solch kleinen Bausatz.

Auf den ersten Blick fällt jedoch auf, dass der Guss nicht so scharfkantig ausfällt, wie bei den letzten Modellen dieses Maßstabes von Revell.

Schauen wir uns mal die Baugruppen mit Ihren Bauteilen näher an.

Fahrwerk
Glücklicherweise ist Revell bei dem Modell der M109 G wieder auf die Ausführung mit Segmentketten zurückgekehrt. Dazu enthält der Bausatz zweimal den Spritzling D, auf dem die einzelnen Segmente zu finden sind. Die aus mehreren Segmenten bestehende deutsche Diehl Kette ist gut gemacht. Damit diese sowohl am Leitrad als auch am Triebradzahnkranz gut anliegt, gibt es dafür extra gebogene Segmente.

Bei den Laufrollen, welche sich auf den zwei mitgelieferten Spritzlingen C befinden, geht Revell interessante Wege. Während die Rückseite einteilig ist, besteht die äußere Laufrolle aus zwei Teilen – der Rolle und dem Gummiring. Die Versäuberung gerät hier leicht zur Sisyphus-Arbeit. Auch hier bestätigt sich der erste Eindruck mit dem nicht randscharfen Guss. Eher „abgerundet“ erscheinen die dennoch gut gemachten Details.

Neben den Laufrollen gibt es die zweiteilig ausgeführten Triebradzahnkränze sowie die Leitrollen. Bei den Leitrollen fehlen leider die obligatorischen Bohrungen auf der Oberseite.

Die Schwingarme sind größtenteils an den Seitenteilen der Wanne angegossen. Bei mir war auf der linken Seite ein Schwingarm defekt. Aber es war kein Bruch zu erkennen, weshalb ich auf einen Gussfehler schließe. Interessanterweise zeigte sich der gleiche Fehler bei einer Bausatzvorstellung in einem bekannten deutschen Forum.

Die vorderen und hinteren Schwingarme sind mit angegossenem Stoßdämpfer separat zu verbauen. Gleiches gilt für die Leitrollenhalterung. Das vordere Gehäuse des Triebrades ist ebenfalls als eigenes Bauteil zu befestigen.

Insgesamt ist das Fahrwerk schon recht detailliert dargestellt. Gut gemacht!

Wanne
Die Unterwanne der M109 G soll aus 4 Bauteilen zusammengesetzt werden. Diese sind der Boden, die beiden Seitenteile, die Wannenfront und das Wannenheck. Auf dem Wannenboden befinden sich genügend Aussparungen für das passgenaue Zusammensetzen der Bauteile. Mit ein wenig Geduld und dünnflüssigem Plastikkleber, sowie schrittweisem verkleben, gelingt dies ganz gut. Ein Einsatz von Spachtel ist nicht notwendig. Offensichtlich sollen die Formen noch für weitere Versionen der M109 genutzt werden. An der Wannenfront sind Halterungen und Wartungsöffnung zu entfernen, welche bei amerikanischen Versionen vorhanden sind. Warten wir mal ab …

Die Details der Bauteile haben mich überzeugt. Die klassisch sichtbaren Schrauben auf den Seiten sind detailliert vorhanden und auch das Wannenheck zeigt schöne realistische Details. Aber auch hier der Eindruck des nicht randscharfen Gusses.
Die Wannenoberseite besteht wie bei der echten M109 G aus zwei Bauteilen – die Motorabdeckung und die hintere Wannenabdeckung. Dabei sind auch hier die Details sehr gut. Wartungsdeckel und auch die markante Motorabdeckung überzeugen. Auch hier muss auf der vorderen Motorabdeckung eine Auflage für die Rohrhalterung entfernt werden, was auf weitere Varianten hindeuten könnte.

Auch hier ist stufenweises Verkleben mit dünnflüssigem Kleber angesagt, was bei entsprechender Geduld ein späteres Spachteln vermeidet. Die Passgenauigkeit ist insgesamt gut.

Turm und Bewaffnung>/strong>
Auch der Turm der M109 G muss aus mehreren Bauteilen zusammengesetzt werden. Diese sind der Turmboden, zwei Seitenteile, das Turmheck und die Turmoberseite.

Auch hier ist es empfehlenswert punktweise mit dünnflüssigem Kleber zu verkleben. Die Passgenauigkeit ist nicht schlecht, erfordert aber dieses Verfahren, wenn man sich das Spachteln ersparen will.
Auf der Turmoberseite sind Rohrwischerlatten, Richtlatten und auch die Werkzeuge leider angegossen. Auch hier wieder das Bild des unscharfen Gusses. An den Turmseiten die gut gemachten seitlichen Türen.

Zur Komplettierung des Turmes müssen noch die Nebelmittelwurfanlage, Kettenspanner, die hinteren Staukörbe und Behälter für die Rohrwischerbürsten befestigt werden. Insgesamt wurde also an alles gedacht.

Die Kommandantenluke ist in zwei Ausführungen baubar: mit der alten MG-Halterung sowie der Halterung für das MG3 zur Fliegerabwehr. Gut gemacht!

Nun geht es an die Bewaffnung. Das kurze Rohr mit dem markanten Rauchabsauger ist leider zweiteilig. Rauchabsauger und auch Rohrmündungsbremse sind stimmig. Aber auch hier hat man den Eindruck des nicht ganz randscharfen Gusses.

Die weiteren Bauteile wie Rohrbremsen, Panzerzielfernrohr und Blende sind ebenfalls nicht schlecht. Dennoch ist gerade die Blende nicht ganz stimmig in den Dimensionen.

Einziges Manko bei der Hauptbewaffung: Das Rohr ist von Haus aus nicht in der Höhe beweglich! Hier steht der Modellbauer vor einer echten Herausforderung, welche aber bewältigbar ist. Sehr schade.

Referenzen

Erstaunlicherweise habe ich im Internet für die M109 G nur wenige, meiner Ansicht nach, brauchbare Fotos gefunden. Ist wohl schon zu lange her. Dafür gibt es Literatur sowohl von Tankograd Publishing als auch dem Unitec Medienverlag, die als Referenz recht brauchbar ist. Dabei handelt es sich um die Ausgabe 5026 der Militärfahrzeug Spezial sowie der Ausgabe 3 der Fahrzeug Profile.

Zusammenfassung

Um es vorwegzunehmen: Das Modell hat mich leider nicht gänzlich überzeugt. Hatte ich mich doch auf ein Spritzgussmodell der Panzerhaubitze gefreut, auf der ich meine artilleristische Ausbildung begonnen habe. Aber das Modell ist auch nicht schlecht! Zahlreiche Details und auch die Konstruktion selbst sind eigentlich gut gemacht. Dennoch trüben solche Dinge wie der nicht ganz randscharfe Guss, die angegossenen Werkzeuge oder auch das in der Höhe nicht nivellierbare Rohr den Gesamteindruck. Ich finde es trotzdem schön nun ein Spritzgussmodell der M109 bauen zu können.

Fazit

Schön detailliertes und recht gut gemachtes Modell der M109 G im kleinen Maßstab. Dennoch trüben Guss und Kleinigkeiten den Gesamteindruck. Für mich als Artillerist oder auch den Artilleriebegeisterten sicherlich trotzdem ein absolutes Muss!

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Produktinformation

Artikelbezeichnung : M109 G
Art. Nr. : 03305
Maßstab: 1:72
Bausatztyp: Kompletter Bausatz
Material: Polystyrol
Hersteller: REVELL – http://www.revell.de
Preis : ca. 14,95 EUR

Bausatzhistorie

Revell: M 109 G
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