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Wurde dem Modellbauer in 2016 gleich von zwei Herstellern ein tolles Modell des Flugabwehrkanonen-Panzers Gepard beschert, so gingen die Smallscaler leider bisher immer leer aus. Jetzt ist es soweit – Smallscaler aufgepasst: Modelltrans bietet den Gepard A1 im begehrten Maßstab 1:72 als Komplettbausatz an. Ich freue mich darauf diesen näher betrachten zu dürfen. Mal schauen ob er meinen Erwartungen gerecht wird.

Das Original

Der gepanzerte, allwetterfähige Flugabwehrkanonenpanzer (FlakPz) Gepard setzte seit seiner Einführung Maßstäbe und wurde in den Bereichen Kampfreichweite, Treffwahrscheinlichkeit, Reaktionszeit, Schutz, Zuverlässigkeit und Ergonomie fortlaufend modernisiert. Bestehend auf einem modifizierten Fahrgestell des Leopard 1 sowie dessen Triebwerk, reicht seine Entwicklungsgeschichte bis in die 60er Jahre zurück. Entwickelt und gebaut beim Firmenkonsortium Krauss-Maffei, Wegmann und Siemens erfolgte die Indienststellung erstmals 1976.
Seine vornehmliche Aufgabe bestand darin, gepanzerte Gefechtsverbände gegen tieffliegende Luftfahrzeuge auf dem Gefechtsfeld zu schützen. Allerdings ist auch ein stationärer Einsatz zum Schutz von Einrichtungen und Infrastruktur möglich. Dafür ist der mit zwei 35 Millimeter Maschinenkanonen bewaffnete Gepard mit einer Kampfbeladung von 680 Schuss sowie einem Such- und Folgeradar ausgestattet. Dies ermöglicht den autonomen Einsatz, ohne dass der Gepard auf eine Feuerleitung angewiesen ist.
Insgesamt wurden elf Regimenter in der Bundeswehr mit dem Waffensystem Gepard ausgerüstet. Mit Ende des Kalten Krieges wurde auch die Heeresflugabwehrtruppe reduziert. Dennoch blieb das Waffensystem stets technisch auf dem neuesten Stand. Mehrfach wurde der Gepard seit seiner Indienststellung im Kampfwert gesteigert. Dabei wurde unter anderem der Feuerleitrechner digitalisiert und für die externe Feuerleitung anschlussfähig gemacht. Zudem erhielt der Panzer einen Laserentfernungsmesser und das Funkgerät SEM 93, das eine Datenübertragung ermöglicht. Im Jahr 2010 folgte die Außerdienststellung des Waffensystems Gepard. Nur zwei Jahre später wurde die gesamte Heeresflugabwehrtruppe aufgelöst.

Der Bausatz in der Übersicht

Der Bausatz des FlakPz Gepard mit der Artikelnummer MT72196 kommt in einem stabilen weißen Pappkarton mit farbigem Deckelbild daher. Öffnet man die Box findet man in Luftpolsterfolie verpackt zwei Druckverschlussbeutel mit den Bauteilen aus Resin, Kupferdrahtseil sowie die farbige Bauanleitung. Bei dem Bausatz handelt es sich um einen Komplettbausatz. Ein Basismodell ist also nicht erforderlich.

Die Bauanleitung

Die im DIN A4-Format gehaltene und farbige Bauanleitung enthält nun eine nummerierte Bauteilübersicht. Das ist bei Modeltrans neu und für den Modellbauer sehr zu begrüßen. Die Fotos des zusammengebauten Gepards aus 3 Ansichten enthalten nun für die korrekte Positionierung der Bauteile die entsprechenden Nummerierungen als Hinweis. Damit kommt sicherlich jeder Modellbauer klar und das Rätselraten hat ein Ende. Weiter so Modeltrans!

Decals

Taktische Zeichen, Hoheitsabzeichen, MLC-Schilder, Fahrzeugkennzeichen und Markierungen wie z.B. der auffällige „Betreten verboten“ – Hinweis auf dem Folgeradar sind leider nicht enthalten. Trotz des Komplettbausatzes ist hier der Modellbauer auf sich selbst gestellt. Aber hier kann Abhilfe geschafft werden. Folgende Decals werden in Kürze hier von MMI-Accessories erhältlich sein:

Metallseile

Zur detaillierten Darstellung der Abschleppseile liegen zwei optisch ansprechende Kupferdrahtseile mit einem Durchmesser von 0,6 mm von Karaya bei. Die passenden Seilkauschen für das Heck sind als einzelne Bauteile ausgeführt während die vorderen Seilkauschen bereits auf dem Bauteil der Oberwanne aufgebracht sind. Die Ausführung als Kupferdrahtseile ist sehr vorbildlich.

Die Bauteile

Insgesamt erhält der Modellbauer 49 Bauteile aus hellgrauem Resin. Diese sind klassisch gesockelt, wobei sich die Angüsse sehr zum Vorteil des Modellbauers in Grenzen halten. Der Gesamteindruck der vorliegenden Bauteile ist sehr gut. Bis auf Kleinigkeiten ist der Guss der Bauteile scharfkantig und einwandfrei. Neben kleineren Luftblasen und etwas Fischhaut gibt es also auch diesmal nichts zu meckern. Leider waren bei meinem Exemplar ein Teil der filigranen Bauteile vom Sockel abgebrochen, was natürlich der recht kleinen Angussfläche geschuldet ist. Ärgerlich aber es passiert halt bei Resin-Bausätzen immer wieder mal.

Beginnen wir mit dem Fahrwerk. Dieses besteht aus den einzelnen Bauteilen der vorderen Laufrollen und einem Komplettbauteil welches sowohl Ketten, hintere Laufrollen, Triebräder und Tragrollen vereint. Die Schwingarme sind an der Unterwanne befestigt. Ich denke ich kenne die aufkommende Frage und die Antwort ist: Ja, der korrekte vergrößerte Abstand zwischen der 3. und 4. Laufrolle, welcher beim Gepard ein auffälliges Detail darstellt, ist vorhanden. Gut gemacht! Bemerkenswert ist auch hier die sehr gute Detaillierung und die Tatsache, dass alle Führungszähne der Ketten, bis auf ein paar kleine Schäden, wiedergegeben sind. Anzumerken ist auch, das die Laufrollen diesmal nicht die unkorrekten Querrillen des alten Revell-Bausatzes besitzen.

Ober- und Unterwanne machen das größte Bauteil im Bausatz aus. Bestehend aus einem massiven Resin-Klotz dessen Guss einwandfrei ist sind viele Details bereits enthalten. Dazu zählen das Ersatzkettenglied, Staukisten und Schwingarme mit Stoßdämpfer. Alles ist größtenteils randscharf. Auch die ABC-Austrittsbelüftung sind korrekt wiedergegeben. Gerade der Turmdrehkranz ist wirklich toll gemacht – die Gitterflächen stechen hervor. Eine echte Augenweide. Die vorderen Schmutzfänger der Oberwanne und die Schäkel sind als eigene Bauteile ausgeführt.

Kommen wir zum Turm und der Waffenanlage. Der Turm an sich ist ebenfalls als massives Resin-Bauteil mit kleinen Angüssen produziert. Soweit ich es überblicken kann wurde nichts an Details vergessen. Sei es die markante ovale Luke, die Zieloptiken, Winkelspiegel oder auch die markanten Bauteile am Heck des Elektronikgehäuses – an alles wurde gedacht. Auch hier überzeugt der Guss. Form und Dimension sind nach meiner Meinung und Vergleich stimmig.

Die markanten zwei 35mm KDA L/90 Kanonen von Oerlikon werden aus wenigen Bauteilen zusammengesetzt. Dazu gehört das Waffengehäuse mit Zuführern und die Rohre selbst. Die Waffengehäuse sind ebenfalls stimmig und zeigen die nötigen Details. Auswerfer und Luken sind klar zu erkennen. Ein Tipp zum Bau – Turm durchbohren und die beiden Gehäuse mit einem Stahldraht verbinden. Dann können diese wie in der Realität gemeinsam bewegt werden.

Bei den Rohren hatte ich aufgrund des Maßstabes so meine Bedenken. Aber ich wurde positiv überrascht. Die mitgelieferten Bauteile der Rohre sind meines Erachtens ausreichend detailliert und stimmig. Vor allem sind sie gerade! Die Mündung mit den V0-Messbrücken ist gut gelungen. Aufgebohrt kommt sie der Realität recht nah. Der Guss selbst ist etwas verwaschen, was aber Jammern auf hohem Niveau bedeutet.

Das hintere Suchradar besteht aus 3 Bauteilen. Alle Bauteile sind ebenfalls gut detailliert und stimmig ausgeführt. Passt!

Das vordere Folgeradar ist als komplettes Bauteil ausgeführt und leider nur in der Seite beweglich darstellbar. Radarschüssel und Aufnahme sind stimmig. Der Laserentfernungsmesser mit seinen markanten Kühlrippen ist leider etwas unstimmig und hätte etwas höher sein können. Hier ist also etwas Nacharbeit erforderlich.

Die Bauteile sind durchweg gelungen und jegliche Kritik ist auf hohem Niveau. Ich freue mich über den Bausatz, der das Genre von Bundeswehrfahrzeugen im kleinen Maßstab erweitert.

Referenzen

Als Referenz sei hier auf die Publikation aus dem Tankograd Publishing Verlag hingewiesen. Die Militärfahrzeug Spezial mit der Nummer 5021 und dem Titel „Flugabwehrpanzer der Bundeswehr 1956 bis heute“. Die klassischen Internet-Referenzen bilden hier die Seiten von Prime-Portal oder auch Panzer-Modell.

Zusammenfassung

Lange hat es gedauert, bis ein Hersteller sich dem Flugabwehrkanonenpanzer Gepard auch im kleinen Maßstab angenommen hat. Die Gemeinde der SmallScaler und Freunde von Bundeswehrfahrzeugen wie mich wird es freuen. Insgesamt ist der Guss, die Konstruktion als auch die handwerkliche Fertigung gelungen.
Leider ist nur die Version A1 des Gepard enthalten. Bauteile für die Version A2 fehlen gänzlich – ich hoffe aber das diese Version oder die passenden Teile folgen werden. Erfreulich ist die neue Art der Bauanleitung. Auch diesmal fehlen bei diesem Komplettbausatz die passenden Decals. Das wäre das i-Tüpfelchen gewesen. Aber hier schafft, wie bereits erwähnt, MMI-Accessories Abhilfe. Der Preis des Modells liegt im oberen Preissegment.

Fazit

Lange gewartet, bin ich als bekennender SmallScaler von dem Bausatz des FlakPz Gepard des Essener Kleinserienherstellers Modelltrans Modellbau begeistert. Details und Ausführung konnten mich überzeugen. Für die Freunde von modernen Bundeswehrfahrzeugen schließt Modelltrans hier eine Lücke im kleinen Maßstab. Also – Ran an den Bausatz!


Produktinformation

Artikelbezeichnung : Gepard A1

Art. Nr. : MT72196
Maßstab: 1:72
Bausatztyp: Kompletter Bausatz
Material: Resin, Kupferdrahtseil
Hersteller: Modelltrans Modellbau – http://www.modelltrans.eu
Preis : ca. 40,00 EUR

Bausatzhistorie

Modelltrans Modellbau: Gepard 1A1
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