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Bei der Aufstellung der Bundeswehr nach Ende des zweiten Weltkrieges wurde überwiegend auf Material der westlichen Alliierten, konkret der USA, zugegriffen. Dies galt auch für Kampfpanzer. Die noch junge Bundeswehr wurde mit dem Kampfpanzer M47 „Patton“ aufgestellt. TAKOM bietet diesen historischen Kampfpanzer als Modell im Maßstab 1:35 auch in der deutschen Variante M47 G. Schauen wir mal wie sich der Bausatz macht.

Das Original

Die amerikanische Panzertruppe wurde nach dem zweiten Weltkrieg stark verringert. Die Forderung nach leichten, mittleren und schweren Kampfpanzern war vorhanden. Es wurde aber nur mit der Entwicklung eines leichten Kampfpanzers begonnen. Bereits 1944 hatte man mit dem Bau des M26 „Pershing“ begonnen, welcher 1948 zum M46 modernisiert wurde. Weiterhin gab es das T42-Projekt als mittlerer Kampfpanzer, welches bei weitem noch nicht für eine Serienfertigung ausgereift war. Vor dem Koreakrieg war der Turm des mittleren Kampfpanzers T42 aber am weitesten entwickelt, weshalb man zu einer weiteren Notlösung griff, indem man den Turm des T42 auf die bewährte Wanne des M46 setzte. Somit war der M47 „Patton“ geboren. Für den Koreakrieg kam der M47 allerdings zu spät. Insgesamt wurden 8576 M47 bis 1953 gefertigt, welche bis Mitte der 50er Jahre, also nur zwei bis vier Jahre, die Hauptausrüstung der US–Panzerverbände in Europa darstellten und neben vielen anderen Ländern auch an die Bundeswehr exportiert wurde.
Bis März 1957 wurden insgesamt 1100 M47 an die Bundeswehr übergeben. Ausgestattet mit einem Benzinmotor war ein hoher Verbrauch und daraus resultierend ein recht kleiner Fahrbereich markant. Auch die Haltbarkeit der M47 war nicht besonders gut und die Ersatzteilversorgung leider eingeschränkt. Somit war der M47 für die Bundeswehr eher ein Notbehelf. Die Bewaffnung mit der 90 mm Bordkanone galt allerdings als sehr treffsicher. Ausgestattet mit 5 Mann Besatzung war auch dies leider nicht mehr zeitgemäß und so wurde 1959 zur Verlängerung der Stehzeit kleinere Änderungen wie die Verlagerung des Fahrersitzes und der Wegfall des Funkers sowie ein verbessertes Turmschwenkwerk durchgeführt. Der Einbau eines Diesel- oder Vielstoffmotors wurde zwar untersucht, aber nie verwirklicht.
Trotz aller Schwierigkeiten blieb der M47 parallel zum eingeführten M48 bis 1967 in der Bundeswehr zu Ausbildungszwecken im Einsatz während er z.B. 1989 noch von jugoslawischen Kräften in den Bürgerkriegen auf dem Balkan eingesetzt wurde.

Der Bausatz in der Übersicht

Wie von TAKOM gewohnt kommt der Bausatz des M47 G mit der Artikelnummer 2070 im stabilen Stülpkarton daher. Wie auf der Packung angedeutet handelt es sich um einen 2 in 1 Kit zum Bau eines „normalen“ M47 oder der deutschen Variante M47 G. Im Karton befinden sich die in Plastikfolie verpackten 7 hellgrauen Spritzlinge, ein klarer Spritzling sowie die Bauanleitung und ein Decalbogen. Fotoätzteile sind keine enthalten. Für den Anfang schonmal nicht schlecht.

Die Bauanleitung

Die im üblichen Stil von TAKOM in Graustufen gehaltene Bauanleitung besteht aus insgesamt 22 Seiten. Dabei 3 farbige Seiten mit Markierungs- und Bemalungsvorschlägen, ausgerichtet auf die Farben von AMMO by Mig. In 30 Baustufen, illustriert durch 3D-gerenderte Zeichnungen, wird der Modellbauer mit Hinweisen durch den Bau geführt. Die optionalen Varianten werden mit angefügter -1 bzw. -2 bei den Baustufen, wie bereits vom Gepard gewohnt, gekennzeichnet. Die Anleitung ist verständlich, übersichtlich und führt sinnvoll durch den Bau.

Decals

Der mitgelieferte Decalbogen erlaubt die Ausführung von 6 Varianten des M47. Diese sind:

  • M47 Early Production Detroit Tank Arsenal, USA 1951
  • M47 G Western Germany, 60’er Jahre
  • M47 Battle of Assal Uttar 10.09.1965 (Indo-Pakistani-War)
  • M47 Südkoreanische Armee aus den 80’ern
  • M47 Jordanische Armee (6 Tage Krieg 1967)
  • M47 Kroatien, Bosnien Herzegowina 1993

Alle Varianten sind auf dem Bogen extra mit Buchstaben gekennzeichnet und in Segmenten aufgeteilt. Die Farben sind kräftig und ein Druckversatz ist nicht erkennbar – somit ist der Druck der Decals einwandfrei.

Die Bauteile

Wie bereits erwähnt verteilen sich die Bauteile auf 7 hellgraue und einen klarsichtigen Polystyrol-Spritzling. Dazu kommen die Bauteile für die Unterwanne, das Turmober- und Unterteil. Der Spritzling A ist zweimal enthalten.

Die Kennzeichnung der Spritzlinge ist auffällig, da nicht durchgängig. Wer z.B. den Spritzling B sucht, sucht vergeblich. Es sind lediglich A, C, D, F, G, K, L vorhanden. Der Guss der Bauteile ist insgesamt als scharfkantig und sehr detailliert zu bezeichnen. Doch dazu später mehr.

Beginnen wir mit den Details der Hauptbaugruppen:

Das Fahrwerk
Die Hauptbauteile für das Fahrwerk befinden sich auf dem doppelt ausgeführten Spritzling A. Dieser enthält die Lauf- und Tragrollen sowie die Antriebszahnkränze und Leiträder. Dazu kommen die Schwingarme und Stoßdämpfer. Zusätzliche Teile wie z.B. die Kettenspanner befinden sich auf anderen Spritzlingen. Alle Bauteile sind sehr schön detailliert und auch die Konstruktion ist gelungen, wie die sowohl innen als auch außen detaillierten Laufrollen zeigen.

Die Ketten des M47 G sind als Segmentketten ausgeführt, was ich persönlich sehr begrüße. Auch hier zeigen sich schöne Details und die Kettenelemente mit Ihren Polstern und Mittelstegen sind sehr gut ausgeführt. Zu beachten ist, dass ein Teil der Einzelglieder mit angewinkelten Endverbindern und angewinkelten Führungszähnen ausgestattet sind, welche für die engen Radien der Kette bestimmt sind. Die Bauanleitung macht dies aber deutlich. Ärgerlich sind lediglich die teilweise gut sichtbaren Auswerfermarken, welche versäubert werden sollten.

Dazu kommt, dass TAKOM sich auch Gedanken über den Zusammenbau der Segmente gemacht hat. Mitgeliefert werden zwei Bauhilfen, mit denen die Ketten zusammengesetzt werden sollen. Das finde ich absolut vorbildlich und genial!

Die Wanne
Weiter geht es mit der Wanne. Die Unterwanne ist aus einem Teil gefertigt und enthält die Bohrungen zur Aufnahme der Schwingarme. Eine bewegliche Darstellung ist nicht möglich, aber durch das Entfernen der Haltenasen an den Schwingarmen könnte das Fahrwerk einem Geländeausschnitt angepasst werden, wäre da nicht die geformte Segementkette. Auch die Unterseite des Bauteiles weist schöne Details auf. Sinkstellen konnte ich keine entdecken.

Die Oberwanne besteht größtenteils aus 4 Bauteilen. Diese sind die beiden Kettenabdeckungen, die Heckwand sowie die Wannenoberseite. Alle Bauteile zeigen schöne Details. Gerade die Wannenoberseite mit Ihren Lüftungsgrätings und der Guss-Struktur sind TAKOM meiner Ansicht nach extrem gut gelungen. Die Abmessungen sind stimmig.

Neben diesen „großen“ Bauteilen überzeugen auch die kleineren Bauteile wie z.B. Abschleppseil, Lukendeckel oder auch das Bug-MG. Fahrer- und Funkerluke sind offen oder geschlossen baubar. Schöne Details überall. Klasse!

Zahlreiche weitere Bauteile wie z.B. Haltegriffe, Hebel, Werkzeuge, Leuchten oder auch die Abgasanlage überzeugen. Für die deutsche Version enthält der Bausatz auch das obligatorische Leitkreuz.

Turm und Bewaffnung
Der Turm des M47 besteht im Wesentlichen aus der Turmober- und Unterseite, welche als einzelne Bauteile ausgeführt sind. Auch hier überzeugen sowohl Form als auch Details wie z.B. die Darstellung des Gusses, Nieten oder die Gussnummern. Zu beachten gibt es die unterschiedlichen Ausführungen der Haltegriffe an der Seite. Hier müssen gerade beim Bau der Bundeswehr-Version bestimmte Stellen verspachtelt werden.

Drei einzelne Spritzgussteile mit einer gelungenen Faltendarstellung liegen für die Abdeckplane der Kanonenblende bei.

Weitere sehr stimmig gelungene Bauteile sind die Kommandantenkuppel mit Luke und MG-Halterung. Auch hier besteht die Wahl zwischen offener oder geschlossener Bauweise. Hier kommen auch die mitgelieferten Klarsichtteile in Form der Periskope zum Einsatz.

Das Bord-MG, M2 .50 Cal., kann ebenfalls out of Box überzeugen. Sicherlich bietet hier der Zubehörmarkt tolles aus Messing, aber mit ein bisschen Aufwand sollte sich auch das mitgelieferte Bauteil noch etwas verbessern lassen.

Die M36 90mm Bordkanone liefert TAKOM in zwei verschiedenen Ausführungen. Einmal für den Bau mit einer „nackten“ Kanonenblende und einmal für den Bau mit einer mit Plane abgedeckten Blende. Bei der nackten Variante besteht das Rohr aus einem Bauteil während bei der Variante mit Plane ein geteiltes Rohr geliefert wird. Hier darf man schon die Frage stellen, warum nicht beide Varianten einteilig sind. Für beide Rohre gibt es vier verschiedene Rohrmündungen, wobei aus der Anleitung leider nicht klar wird, welche Mündung für welche Version genutzt werden soll. Hier ist also Recherche angesagt.

Referenzen

Wie immer an dieser Stelle verweise ich auf die Weiten des Internets. Als Referenz-Literatur kann ich die Ausgaben 5002 „Anfangsjahre des Heers 1956-1966“ sowie 5012 „Die Panzer M41 und M47 der Bundeswehr“ aus der Serie Militärfahrzeug Spezial des Tankograd Publishing Verlages empfehlen.

Zusammenfassung

War bisher der Bausatz des M47 von Italeri das Maß aller Dinge, so hat sich dies mit diesem Bausatz des M47 von TAKOM geändert. Zahlreiche Bauteile mit hoher Detailtreue, welche konstruktiv gut gemacht sind überzeugen hier. Das Fehlen von Fotoätzteilen fällt überhaupt nicht ins Gewicht. Der Bausatz des M47 bietet gerade für den Anfänger sehr gutes Potential, da er einfach und Out of Box mit tollem Ergebnis zusammenbaubar ist.

Fazit

Der Bausatz des M47 G von TAKOM ist ein einfacher aber dennoch detailreicher und durchdachter Bausatz. Die Bauteile sowie deren Ausführung, die an Tamiya-Bausätze erinnert, überzeugen vollends. Für Freunde der frühen Bundeswehr ein Muss in der Vitrine. Absolut empfehlenswert!

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Produktinformation

Artikelbezeichnung : M47 / G Patton
Art. Nr. : 2070
Maßstab: 1:35
Bausatztyp: Kompletter Bausatz
Material: Polystyrol
Hersteller: TAKOM – http://www.takom-world.com
Preis : ca. 45,00 EUR

Bausatzhistorie

An dieser Stelle meinen herzlichen Dank an TAKOM für die freundliche Bereitstellung des Besprechungsmusters.

TAKOM: M47 / G Patton
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